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Vodka Tovaritch
Wenn am Roten Platz die Sonne aufgeht, dreht sich der einzige Bewohner des Lenin Mausoleums, Vladimir Iljitsch Lenin, noch einmal im Grabe um. Der rote Platz ist nicht mehr was er einmal war. Die prunkvollen sowjetischen Parteitage, die Elektrifizierung des größten Landes unseres Planeten und auch der spirituelle Kollektivismus der Kolchosen – sie alle sind unwiederbringlich vorbei. Im roten Stern des Kremls spiegelt sich nunmehr das Logo einer amerikanischen Fastfoodkette, die Kolchosen stehen irreversibel still. Genosse Stachanov, der große Planübererfüller Stachanov! – einst von jedermann verehrt – auch er ist längst von allen vergessen. Wirklich von allen?
Eugenio, den es einst familiär aus dem prüden Europa nach Russland verschlagen hatte, trotzt als eiserner und einsamer Kämpfer dem nun auch in den ehemaligen Ostblock um sich greifenden Turbokapitalismus. Gleich dem Druiden Miraculix braut er mit Herz, er brennt mit Hirn und er destilliert für uns den Tovaritch Vodka.
Druschba heisst Freundschaft//
Tovaritch – Genosse//
Mir ist der Friede//
Pabeda, der Sieg!
Im musischen Schnellsiedekurse durfte noch vor zwei Jahrzehnten jedes ostdeutsche Kind dieses kollektivistische, vierzeilige Destillat der breiten russischen Seele kennen und auswendig lernen. Wen also hätte also der umtriebige Eugenio als Galionsfigur seines Vodkas installieren können, wenn nicht den fleißigen, integeren und unvergessenen Genossen Stachanov – Tovaritch Stachanov! Vor den Strahlen des Morgenrots, steht Genosse Stachanov als Garant für das solide, ehrwürdige Kollektiv. Das Kollektiv, das dem Kapital trotzt.
Hast du dich schon mal gefragt warum in dem einen oder anderen Massenvodka – statt der obligaten 40% – nur 38% Alkohol enthalten sind? 38%? – obwohl schon der große russische Chemiker und Erfinder des modernen Periodensystems, Mendeleev, vor Jahrhunderten das „eiserne Gesetz der bekömmlichen 40%“ aufgestellt hatte? Die Antwort ist einfach: Es fallen bei nur 38% - ohne Rücksicht auf das Wohlbefinden des Vodkafreundes – weniger Abgaben an. Weniger Abgaben, die folglich den sich ausschließlich kapitalistischen Grundsätzen orientierenden Getränkekonzernen eine Extra-Marge sichern. Es war also Zeit für ein Manifest, ein globales Maniblog für die reine, russische Vodkakultur (die Schweden sollen lieber absolut zuverlässige Möbel bauen!)
Schlechten Alkohol gab es immer und zu jeder Zeit. So, wie es immer auch Gegen- und Schutzbewegungen gab. Warum wohl traten Elliot Ness und seine Unbestechlichen im Chicago der 1930er Jahre in den Dienst der Prohibition? Warum jagte Ness uns sein Team Al Capone und andere oligopolistische Schwarzbrenner bis in den Tod, oder zumindest in die (Ausnüchterungs-) zelle? Wusstest du, dass der Vodka im Tiefkühl gelagert wird, weil er dann einen Geschmack entwickelt von dem Papa`s Schnapsbar im Wohnzimmerwandverbau nur träumen kann? Warum will der Russe so wenig auf ein gepflegtes Gurkerl zum Vodka verzichten wie der Mexikaner auf seine Zitrusfrucht zum Tequilla?
Unsere kulturelle Ausrichtung ist wohl traditionell und nachwievor als Anbiederung an die Anglo-amerikanische Kultur zu verstehen. Schon dem sonst so weitblickenden Captain Kirk stieg der spirit des kalten Krieges an Board seiner USS Enterprise mächtig in den Kopf: Dieses andere Volk, deren Männer eine so seltsam harte, unverständliche Sprache sprechen, sich mit heißblütigen, rassigen Frauen umgeben (die sogar dem verkopften Mr. Spock den Kopf verdrehen) und die so unbekannte Getränke zu sich nehmen, die Klingonen also, dieses andere Volk ist nicht der kultur- und gottlose Bösewicht per se! Genauso wie der politisch korrekte Quoten-Tscheche Tschekov haben die Klingonen als Russen-Metapher ausgedient! Die Zeit des kalten Krieges sollte endlich von einer Periode des kalten Vodkas abgelöst werden!
T&T Spirits fordert daher ein globales Maniblog für die reine Vodkakultur. Wir fordern den zweifachen OK-Effekt auch für den österreichischen Vodkagenießer und die österreichische Vodkagenießerin:
Vodka Ohne Kerosinzusatz!
Vodka Ohne Kopfweheffekt!
Es ist zweifellos noch ein weiter Weg. Aber wir fordern mit aller Leidenschaft und auch mit dem notwendigen Nachdruck:
Vodkatrinker aller Länder vereinigt euch!
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