Die 1887 und 1888 erbaute Villa Grünau in der Vorarlberger Gemeinde Kennelbach war bis 1950 Sitz der Fabrikantenfamilie Schindler und wurde anschließend vermietet. 1992 erwarb die Gemeinde Kennelbach das inzwischen baufällig gewordene Gebäude und brachte neben Wohnungen auch das Gemeindeamt unter.BedeutungMehrere Gesichtspunkte machen die Villa Grünau zu einem bedeutenden historischen Gebäude. Die Industriellenvilla ist ein Symbol für die enormen Gewinne der Vorarlberger Fabrikanten zur Zeit des Früh- und Hochkapitalismus. Das Gebäude war aber auch ein Ort bedeutender Erfindungen. Hausherr Friedrich Wilhelm Schindler experimentierte im Keller der Villa mit Elektrizität; Bei der Weltausstellung 1893 in Chicago präsentierte er seine revolutionären Erfindungen, darunter eine voll elektrifizierte Küche, als Weltneuheit.Das elektrische HausIn der Bevölkerung wurde die Villa Grünau auch als „elektrisches Haus“ bezeichnet, denn Friedrich Wilhelm Schindler hatte die Villa mit vielen seiner Erfindungen eingerichtet. So gab es bereits vor 1900 einen elektrischen Herd und ein Backrohr. Die Räume wurden elektrisch beheizt, die Bediensteten bügelten elektrisch und Schindler zündete seine Zigarre elektrisch an. Es gab sogar eine Staubsaugeranlage, die sich in einem Rohrsystem durch das ganze Haus zog. Neben diesen damals einzigartigen Geräten ist die Villa auch mit allen Merkmalen eines Herrschaftsgebäudes ausgestattet. Wandmalereien, ein prunkvoller Musiksaal, eine große Kuppel, kunstvolle Beleuchtungskörper sowie eine ausgedehnte Parkanlage vervollständigen das Objekt.Die Villa Grünau entstand in der Zeit, in der auch andere Vorarlberger Industrielle in Dornbirn, Feldkirch und Thüringen ihre Villen bauten. Die palastartigen Bauten der Fabrikanten unterstrichen die wirtschaftliche Macht der Unternehmer. Die Industriellenvillen mussten groß sein und die Säle so weit, dass sich der einzelne darin seiner Kleinheit bewusst wurde. Auch im Privatleben grenzten sich die Industriellen von der Dorfbevölkerung ab. Um die Beziehungen der Kinder mit der einheimischen Bevölkerung gering zu halten, holte die Familie Schindler das Personal durchwegs aus dem Ausland. Die Lehrerin stammte aus Preußen, die anderen Bediensteten waren Schweizer.
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