Österreichweite Vernetzung für ein Ende von Gewalt an Frauen* und Mädchen*
ONE BILLION RISING – WAS IST DAS?
Bei „One Billion Rising“ („eine Milliarde erhebt sich“) handelt es sich um eine weltweite Kampagne die von der New Yorker Künstlerin Eve Ensler ins Leben gerufen wurde und sie hat bisher zweimal am 14. Februar (2013 und 2014) stattgefunden – auch in Österreich.
ONE Billion RISING ist eine Kampagne, die auf eine sehr positive Art alle Interessierten zum Mitmachen aufruft: Rise, strike and dance – erhebt euch, streikt, und tanzt für das Ende der Gewalt an Frauen und Mädchen. Erhebt euch für Gerechtigkeit. Es darf und soll gesungen, getanzt, getrommelt, gespielt werden und und…..
ONE BILLION RISING- WARUM?
Die „Milliarde“ bezieht sich auf eine UN-Statistik, nach der weltweit jede dritte Frau Opfer von Gewalt wird. Die Formen der Gewalt sind vielfältig. Während weltweit Ausbeutung, moderne Sklaverei, Frauenhandel und weibliche Genitalverstümmelung dominieren, ist es in den Ländern der westlichen Welt vor allem die häusliche Gewalt, unter der viele Frauen leiden. Die häusliche Gewalt findet im Stillen statt, sie bleibt oft lange unerkannt und wird deshalb von der Gesellschaft nicht als Gewalt wahrgenommen. Sie beruht auf einem ungleichen Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Meist wird sie von Männern ausgeübt, von Ehepartnern, Lebensgefährten und nahen männlichen Verwandten. Die Gewaltpalette reicht von verbaler Gewalt, wie Beschimpfungen und Einschüchterungen, über körperliche Gewalt, wie Würgen oder Zuschlagen, bis hin zu sexueller Gewalt. Ein bestimmender Faktor, der bei allen anderen Gewaltformen mitschwingt, ist die psychische Gewalt. Sie äußert sich in der Isolation der Frau, in Drohungen und Zwang, in Verfolgung und Telefonterror oder in der Gewalt an den Kindern.
Gewalt an Frauen passiert täglich und in allen Kontexten und das Ausmaß an Gewalt ist auch in Europa schockierend, so die aktuellste Studie, herausgegeben von der Europäischen Grundrechte Agentur. FRA (Fundamental Rights Agency): Ein Drittel aller Frauen in der EU hat seit ihrer Jugend körperliche und/oder sexuelle Gewalt erlebt – das sind etwa 62 Millionen Frauen. Viele Übergriffe ereignen sich laut der Studie zu Hause oder im Job. Vor allem am Arbeitsplatz sind Frauen oftmals sexueller Belästigung ausgesetzt: 55 Prozent der befragten Frauen haben sexuelle Belästigung erlebt, in 32 Prozent waren Vorgesetzte, Kolleginnen und Kollegen oder Kundinnen und Kunden die Täterinnen und Täter. Auch von Online-Belästigung sind viele Frauen betroffen: 11 Prozent der Befragten haben bereits unangemessene Annäherungsversuche in den neuen sozialen Medien erlebt oder erhielten E-Mails oder SMS-Nachrichten mit eindeutig sexuellem Inhalt. Unter den jungen Frauen (18 bis 29 Jahre) war jede fünfte Frau bereits Opfer von solchen Formen der Online-Belästigung.
Auch in Österreich wird jede fünfte Frau in Österreich Opfer von körperlicher und/oder sexueller Gewalt durch Partner oder im sozialen Kontext. Und nur jede fünfte Frau weiß, wo sie Hilfe erhalten kann.
In Österreich gibt es zwar seit 35 Jahren ein gut ausgebautes Netz an Frauenhäusern, Frauenberatungsstellen, regionale Frauennotrufe gegen sexualisierte Gewalt sowie diverse Hilfseinrichtungen auch für Kinder und Mädchen. Seit 1998 gibt es auch eine bundesweite Frauenhelpline 0800/222 555 gegen Gewalt, die kostenlos zur Verfügung steht und 24 Stunden, 7 Tage die Woche besetzt ist und kostenlos angeboten wird. Am 1. Mai 1997 traten die Gewaltschutzgesetze in Kraft und seither kann die Polizei Gewalttäter aus der Wohnung für eine bestimmte Zeit wegweisen. Diese Gewaltschutzgesetze wurden im Laufe der Jahre laufend im Sinne des Opferschutzes erweitert und maßgeblich verbessert. Delikte wie Vergewaltigung, Vergewaltigung in der Ehe, Sexueller Missbrauch, Freiheitsentzug, Körperverletzungen, Nötigung, Gefährliche Drohung, Stalking, wiederholte Gewalt bzw. fortgesetzte Gewalt, Zwangsverheiratung, Genitalverstümmelung etc. sind strafbar. Die Opferrechte im Strafverfahren konnten maßgeblich verbessert werden. Demnach haben alle Gewaltopfer ein Recht auf kostenlose psychosoziale und juristische Prozessbegleitung im Strafverfahren und psychosoziale Prozessbegleitung auch in einem angeschlossenen Zivilverfahren.
Auch männliche Opfer können sich an die Männerberatungsstellen, die es mittlerweile in jedem Bundesland gibt hinwenden. Ein Opfernotruf 0800/112 112 bietet allen Gewalt- und Verbrechensopfern Hilfe und Unterstützung rund um die Uhr an. Kinder können sich an den kostenlosen „Rat auf Draht“ oder 24 Stunden Kindernotruf 0800/567 567 wenden.
Österreich hat sich durch die Unterzeichnung des UN-Übereinkommens zur Beseitigung jeder Form von Diskriminierung von Frauen (1979) verpflichtet, Frauenrechte als Menschenrechte anzuerkennen und alles zu tun, um Gewalt an Frauen zu verhindern. Im November 2013 wurde ein weiterer Schritt gesetzt und das Übereinkommen des Europarats zur Verhütung und Bekämpfung von Gewalt gegen Frauen und häuslicher Gewalt ratifiziert. Auch ein nationaler Aktionsplan gegen Gewalt an Frauen ist seitens der Regierung in Erarbeitung.
Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser, AÖF koordiniert seit Jahrzenten die internationale Kampagne 16 Tage gegen Gewalt an Frauen in Österreich, die jährlich vom 25. November bis zum 10. Dezember stattfindet, siehe: www.aoef.at
Der Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser, AÖF ist nicht nur in Österreich mit autonomen Frauenhäusern vernetzt sondern auch durch das Netzwerk WAVE (Women Against Violence Europe) in 46 EU Ländern mit Frauenorganisationen, die sich gegen Gewalt an Frauen und Mädchen einsetzen und engagieren. Das Netwerk WAVE siehe: www.wave-network.org
In Österreich engagieren sich Viele gegen Gewalt an Frauen und Gewalt in der Familie, aber dennoch ist noch viel zu tun - in vielen Bereichen. Tagtäglich werden etwa 20 Betretungsverbote bei Polizeieinsätzen ausgesprochen, das sind jährlich mehr als 7000 Wegweisungen und Betretungsverbote. Jährlich suchen Tausende von Frauen und deren Kinder Schutz und Sicherheit in den österreichischen Frauenhäusern. 2012 waren es 3502 Frauen und Kinder die vor ihrem Misshandlern flüchten mussten.
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